Donnerstag, 30. Januar 2014

Painting Day 1

Gleich nachdem ich angekommen war, wurde bei uns ein Painting Day veranstaltet, das ist wirklich super interessant gewesen!
Bei meiner Chefin Sonnie im Haus, hängen überall Gemälde - ihre gesamte Wohnung ist quasi eine Galerie. Diese Bilder werden von den Aboriginals der Region gemalt - Eastern Desert Art. Ich war total erstaunt -- viele der Künstler kommen bei uns im Shop einkaufen, bei vielen vermutet man gar nicht so ein großes Talent, es gibt wirklich so unglaublich schön Bilder hier! Am Painting Day kommen dann einige der Künstler zu uns und malen. Dafür zieht Sonnie Canvas auf Rahmen und gibt ihnen Farbe, dann geht es los. Verwandte und Freunde sitzen dabei und schauen zu/ warten auf den Künstler. Wen sie fertig sind, kauft Sonnie die Gemälde dann sofort ab und versucht sie dann weiter zu verkaufen. Die Künstler können dann bei uns im Shop erst mal für ihre Familien einkaufen gehen.
Den Frauen beim malen zuzusehen war unheimlich spannend. Ich wäre am Liebsten ewig dort sitzen geblieben, es ist einfach erstaunlich, wie sie mit solcher Präzision und Gleichmäßigkeit ihre Striche setzen können. Besonders die alten Ladys, bei denen die Hände zittern - trotzdem landen Punkt und Strich genau am vorgesehenen Platz. Und die Farben. Es sieht einfach so wundervoll aus - einen Eindruck, den nicht viele auf ihrer Reise durch Australien zu sehen bekommen. Ich bin so dankbar, dass ich bei so etwas Spannendem zusehen durfte!
Sonnies Wohnzimmer mit Gemälden
Kathleen beim malen
Susie

Mount Swan Station

Die nächsten Tage wurden wir in unser neues Umfeld eingeführt/ eingearbeitet.
Lizzy und Imke vor'm Store
Morgens um 9.15 trafen wir uns am Ute und fuhren zum kleinen Mt. Swan Store. Das ist ein Laden für die umliegenden Aboriginal Communities, es werden Lebensmittel, Kleidung, Spielzeug, Technik, Autozubehör und vieles mehr verkauft - alles, was man so zum Leben braucht (oder auch nicht braucht). Außerdem machen wir noch gesundes frittiertes Essen!
Morgens müssen jedenfalls sämtliche Lichter, Fritteusen, Klimaanlagen und Computer eingeschaltet werden, das Essen aus den Kühlräumen geholt und die Finanzen auf Vordermann gebracht werden. Dann werden noch die Regale kontrolliert, ob auch alles aufgestockt ist. Irgendwann trudeln dann die ersten Kunden ein. Dazu muss man sagen, dass das hier nicht so abläuft wie in Deutschland. Für die Aboriginies scheint das Einkaufen im Store ein Kultur-/Tagesprogramm zu sein. Die ganze Familie rückt an (5-15 Personen pro Auto - ja, wir wissen auch nicht wie die das schaffen, aber wir haben gezählt!) und während die Hälfte es sich erst mal draußen gemütlich macht, wandern einige Familienmitglieder in den Shop und kaufen erst mal ein bisschen was zu Essen und zu Trinken, bezahlen und gehen wieder raus. 10 Minuten später gleiche Prozedur mit ein wenig variierenden Produkten. Dann strömen die Kinder rein, krakeelen, heulen (wenn sie ihr Spielzeug nicht kriegen), machen Unsinn und manche klauen. Selbst die kleinen Windelpupser wackeln freudig durch die Regalreihen. 
Ich habe am ersten Tag gleich versucht die Kasse zu lernen, da ich wusste dass Niki und Mim nicht mehr lange da waren - also so viel wie möglich und so schnell wie möglich reinkommen! Mit Kassen an sich konnte ich ja ganz gut umgehen, da ich das schon von diversen Shops kannte. Nur hier im Outback ist das ganze natürlich wieder ein bisschen anders, besonders das Bezahlen ist ein wenig komplexer. Es gibt nämlich neben der Barzahlung und EFTPOS noch die BASICS Card und das Income. Sowohl Basics als auch Income ist von der Regierung stammendes Geld, dass fast jeder Aboriginal in Australien bekommt (da die weißen ihnen das Land weggenommen haben und so weiter). Mit diesem Geld dürfen allerdings keine Zigaretten Alkohol oder Pornografie gekauft werden. Da muss man erstens drauf aufpassen, da fast jeder Abo nach "Rollies" oder "Smokes" fragt und zweitens ist auch die Eintragung in der Kasse wieder anders. Man muss also ständig aufpassen!

die liebe Audrey :)
Die Kunden schieben einem dann so ihren Einkauf hin, wir scannen alles durch und dann wird meistens noch nach "Icecream", "Lollies" oder den besagten "Smokes" verlangt. Auch sehr beliebt: "Chicken and chips". Das war für mich am Anfang besonders schwer, da das Englisch sehr gebrochen ist und sie es mehr in ihren Bart brummeln als klar und deutlich sagen. Aber nach einer Weile weiß man dann auch, was zu tun ist, wenn einem "Mail!", "Phone!" oder "Sonnie!" an den Kopf gepfeffert wird - Freundlichkeit ist da auch nicht so. Trotzdem machte mir der Tag gut Spaß, wir hatten viele Kunden und ich mag es ja generell, neue Sachen zu lernen. Den Shop an sich fand ich sehr süß und die Kunden hier waren auch das komplette Gegenteil von den Aboriginies in der Stadt! Mit der Zeit lernte ich auch immer mehr Namen, wusste, wer zu welcher Familie gehörte und wer von Bedeutung war. Besonders die Kinder fand ich natürlich total niedlich, auch wenn sie immer zottlige Haare und eine Schnoddernase haben! Auch unsere alten Damen (ich glaube das sind 4 oder mehr Schwestern) sind einfach nur zum lieb haben. Sie sind alle dement, haben kaum noch Zähne, können schlecht gehen und kaufen die seltsamsten Dinge, aber wir lieben sie alle! Ada hat sich vor ein paar Wochen ein Auto bestellt. Und einen Cowboy. Und das meinte sie schon ernst! Audry und Gladys - „Gladdy“ sind auch immer so lustig, wir wissen nicht ob das ihre Natur ist oder die Wirkung der Kräuter, auf denen sie immer rumkauen. Viele der bestellten Tabakpäckchen werden auch nicht für Zigaretten sondern eben zum drauf rumkauen verwendet! Schrecklich finde ich die Ernährung, besonders bei den Kindern.. nur Lollies, Pommes und Chips! Und wenn eines der Kinder doch mal eine Orange will, sind die Zigaretten der Mutter wichtiger... Aber man kann ihnen ja nicht vorschreiben, gesunde Sachen zu Essen. Sie mögen auch zum Beispiel kein Mehrkorntoast, nur Weizenbrot wird gekauft. Sonnie hat jetzt angefangen, für die Abos fertige Mahlzeiten zu kochen, das ist dann Rindfleisch oder Hühnchen mit Kartoffelbrei, Erbsen und Kürbis – das mögen sie! Und da hat man beim verkauf auch ein besseres Gewissen – das ist nämlich gesund! Nur halt auch wieder mit viel mehr Aufwand für die liebe Sonnie verbunden, sie muss sich sowieso schon immer um viel zu viele Dinge kümmern!

Sonnie hat den Shop gerade erst übernommen, als ich ankam. Sie muss sich genau so in die meisten Dinge einfinden, wie ich. Dann muss sie sich noch um frisches Essen für den Shop, neue Ware, Benzin, die Ernährung ihrer Familie und von Billy, unserem Arbeiter, die Versicherungen, die Rechnungen, den Strom, das Saubermachen und viiiiieles mehr kümmern. Da kann man schon mal verrückt werden! Sonnie rennt eigentlich den ganzen Tag nur von A über C, D, E, F, G und H bis sie endlich bei B ankommt – verwirrend. Niki und Mim haben den Shop weitesgehend gemanaged und ich versuche so viel wie möglich davon zu lernen, damit Sonnie nicht alles machen muss. Dinge wie Bestellungen machen oder den Shop in einigen Aspekten auf Vordermann zu bringen machen mir auch unheimlich Spaß, deshalb war es für mich viel mehr interessant als lästig, die eine oder andre Stunde länger auf der Arbeit zu verbringen – auch wenn ich eigentlich nach Regeln nur 4-6 Stunden arbeiten sollte. Meistens sind es 8. Dafür bekommen man aber auch gute Gegenleistungen, wie Abendessen bei Sonnie mit einem göttlichen Roast Beef und einem.. oder zwei Gläschen Wein. Außerdem haben wir Backpacker den Shop-Ute zur Verfügung. Damit können wir zum Beispiel mal Abends zum nahe gelegenen Tower Rock fahren und dort den Sonnenuntergag anschauen – wunderschön! Dort befindet sich das Familiengrab von Charlie und einige Gesteinsberge, die man besteigen und den Sonnenuntergang von oben ansehen kann. Wir hatten einen wunderschönen Ausblick auf das grüne Land und die roten Steine, einfach der Wahnsinn! Leider gibt es da draußen auch eine unendliche Anzahl an Fliegen, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen... Müsste ich eigentlich mal ein Video machen! Das Outback überrascht mich jedenfalls jedes Mal wieder mit seiner unglaublichen Schönheit!!! Dagegen kann man nichts sagen und es gibt diesen Charme nirgendwo anders auf der Welt. Auf dem Weg von Darwin hier her habe ich mich auch sofort wieder zuhause gefühlt, als ich den ersten roten Sand auftauchen sehen habe. :) Ich bin so glücklich, dass ich den Rest meiner Zeit hier in Mount Swan verbringen darf!
Sonnenuntergang von Tower Rock aus
Aufstieg ähnlich wie beim Uluru! ;)
Unser kleiner Dusty ;)
meine beiden Mäuse :D
mit Mim(die kleine) und Niki(die große) :D




Mittwoch, 29. Januar 2014

Back in the bush!

Gegen Mittag wurde ich dann von einem deutschen Mädchen (Niki, 26 aus Berlin :) ) abgeholt, später trafen wir noch Sonnie (quasi unsere Chefin) und Jan (19), einen deutschen Jungen der mit mir abgeholt wurde. Nachdem alle Waren in der Stadt abgeholt wurden (das kannte ich ja schon von Ammaroo), fuhren wir in einer Kolonne von zwei Autos zurück zur Farm. Das dauerte nur drei Stunden und obwohl ich müde war verbrachte ich die Fahrt mit quatschen ;) Niki und ich stellten ziemlich schnell fest das wir gut miteinander auskamen, das hat mich sehr gefreut. Und dann fuhren wir auf den Hof meines neuen Zuhauses für die nächsten 1,5 Monate: Mount Swan/ MacDonald Downs.
Es kam mir sehr bekannt vor, sah ähnlich aus wie Ammaroo. Uns wurden unsere Räume gezeigt, der Hund Gypsie vorgestellt, der Store (unser zukünftiger Arbeitsplatz) wurde beim Entladen des Utes beäugt.
Dann konnten wir duschen und zum Abendessen lernten wir noch Mim (Miriam, 24, auch deutsch!), Charlie (der Mann von Sonnie) und Billy (ein Aboriginal, der hier arbeitet) kennen. Insgesamt war es dann ein netter Abend mit leckerem Essen und ich war erst mal froh, da zu sein. Mt. Swan schien wirklich ein friedvoller Ort mit netten Menschen zu sein. Hoffentlich würden meine unangenehmen Erinnerungen an Ammaroo hier ein bisschen überschrieben! Abends fiel ich dann tot in mein Bett, ich hatte einen kleinen Raum für mich und teilte mir ein Bad mit Jan. Für uns 4 gab es noch ein Häusschen mit Küche und Wohnzimmer – alles „outbackstyle“ ;) Das einzige gewöhnungsbedürftige war das Wasser, es hatte eine tiefbraune Farbe. Das ist beim Duschen und Teller waschen schon komisch! Zum Trinken gibt es aber Regenwasser – lecker :)

unser Ute
unsere Sheds - wie in Ammaroo
unser kleiner Store


freundliche Wettersituation... zwei Zyklone Richtung Mitte!




Dienstag, 28. Januar 2014

Mit dem Greyhound Bus zurück nach Alice!



12 Uhr Mittags am 28. Januar fuhr dann mein Bus nach Alice Springs, den ich nach einigen Komplikationen auch erreichte. Für die, die es noch nicht wissen: Ich war auf dem Weg nach Alice Springs, da ich noch 42 von 88 Tagen Farmarbeit leisten musste, um mir damit ein mögliches zweites WH Visa zu verdienen. Ich würde in Alice Springs abgeholt und auf die Farm gebracht werden, auf der ich den Rest meines Visum arbeiten würde. Im März ist ja leider alles schon zu Ende, nur noch 1,5 Monate. Ich werde schon wieder richtig traurig bei dem Gedanken, dass ich Australien verlassen muss, aber ich erarbeite mir ja jetzt meine zweite Möglichkeit und freue mich außerdem auf meine folgende Reise nach Asien.
Die Reise mit dem Greyhound Bus war nicht sonderlich angenehm – es war wieder mal auf Frosttemperaturen heruntergekühlt, man musste viel rumsitzen und einige Pausen waren übermäßig lang, da auf den nächsten Fahrer gewartet werden musste (das ist in der Hitze natürlich nicht so toll). Zum Glück war der Bus relativ leer, so dass man zwei Sitze beanspruchen konnte. Leider tat einem nach dem Schlafen trotzdem alles weh. Die Reise dauerte 22 Stunden. Dann stand ich plötzlich wieder im guten alten Alice Springs! Da hab ich mich gleich wieder zu Hause gefühlt :)


Goodbye, Darwin!!!
tolles Wetter unterwegs... und so GRÜN!
Greyhound Busse in Tennant Creek
Stop: Aileron Pub N.T.
"Desert Mermaid and her lover"
Frühstückspause
beautiful Australia!
 
Larrimah Pub
Katherine