Donnerstag, 30. Januar 2014

Mount Swan Station

Die nächsten Tage wurden wir in unser neues Umfeld eingeführt/ eingearbeitet.
Lizzy und Imke vor'm Store
Morgens um 9.15 trafen wir uns am Ute und fuhren zum kleinen Mt. Swan Store. Das ist ein Laden für die umliegenden Aboriginal Communities, es werden Lebensmittel, Kleidung, Spielzeug, Technik, Autozubehör und vieles mehr verkauft - alles, was man so zum Leben braucht (oder auch nicht braucht). Außerdem machen wir noch gesundes frittiertes Essen!
Morgens müssen jedenfalls sämtliche Lichter, Fritteusen, Klimaanlagen und Computer eingeschaltet werden, das Essen aus den Kühlräumen geholt und die Finanzen auf Vordermann gebracht werden. Dann werden noch die Regale kontrolliert, ob auch alles aufgestockt ist. Irgendwann trudeln dann die ersten Kunden ein. Dazu muss man sagen, dass das hier nicht so abläuft wie in Deutschland. Für die Aboriginies scheint das Einkaufen im Store ein Kultur-/Tagesprogramm zu sein. Die ganze Familie rückt an (5-15 Personen pro Auto - ja, wir wissen auch nicht wie die das schaffen, aber wir haben gezählt!) und während die Hälfte es sich erst mal draußen gemütlich macht, wandern einige Familienmitglieder in den Shop und kaufen erst mal ein bisschen was zu Essen und zu Trinken, bezahlen und gehen wieder raus. 10 Minuten später gleiche Prozedur mit ein wenig variierenden Produkten. Dann strömen die Kinder rein, krakeelen, heulen (wenn sie ihr Spielzeug nicht kriegen), machen Unsinn und manche klauen. Selbst die kleinen Windelpupser wackeln freudig durch die Regalreihen. 
Ich habe am ersten Tag gleich versucht die Kasse zu lernen, da ich wusste dass Niki und Mim nicht mehr lange da waren - also so viel wie möglich und so schnell wie möglich reinkommen! Mit Kassen an sich konnte ich ja ganz gut umgehen, da ich das schon von diversen Shops kannte. Nur hier im Outback ist das ganze natürlich wieder ein bisschen anders, besonders das Bezahlen ist ein wenig komplexer. Es gibt nämlich neben der Barzahlung und EFTPOS noch die BASICS Card und das Income. Sowohl Basics als auch Income ist von der Regierung stammendes Geld, dass fast jeder Aboriginal in Australien bekommt (da die weißen ihnen das Land weggenommen haben und so weiter). Mit diesem Geld dürfen allerdings keine Zigaretten Alkohol oder Pornografie gekauft werden. Da muss man erstens drauf aufpassen, da fast jeder Abo nach "Rollies" oder "Smokes" fragt und zweitens ist auch die Eintragung in der Kasse wieder anders. Man muss also ständig aufpassen!

die liebe Audrey :)
Die Kunden schieben einem dann so ihren Einkauf hin, wir scannen alles durch und dann wird meistens noch nach "Icecream", "Lollies" oder den besagten "Smokes" verlangt. Auch sehr beliebt: "Chicken and chips". Das war für mich am Anfang besonders schwer, da das Englisch sehr gebrochen ist und sie es mehr in ihren Bart brummeln als klar und deutlich sagen. Aber nach einer Weile weiß man dann auch, was zu tun ist, wenn einem "Mail!", "Phone!" oder "Sonnie!" an den Kopf gepfeffert wird - Freundlichkeit ist da auch nicht so. Trotzdem machte mir der Tag gut Spaß, wir hatten viele Kunden und ich mag es ja generell, neue Sachen zu lernen. Den Shop an sich fand ich sehr süß und die Kunden hier waren auch das komplette Gegenteil von den Aboriginies in der Stadt! Mit der Zeit lernte ich auch immer mehr Namen, wusste, wer zu welcher Familie gehörte und wer von Bedeutung war. Besonders die Kinder fand ich natürlich total niedlich, auch wenn sie immer zottlige Haare und eine Schnoddernase haben! Auch unsere alten Damen (ich glaube das sind 4 oder mehr Schwestern) sind einfach nur zum lieb haben. Sie sind alle dement, haben kaum noch Zähne, können schlecht gehen und kaufen die seltsamsten Dinge, aber wir lieben sie alle! Ada hat sich vor ein paar Wochen ein Auto bestellt. Und einen Cowboy. Und das meinte sie schon ernst! Audry und Gladys - „Gladdy“ sind auch immer so lustig, wir wissen nicht ob das ihre Natur ist oder die Wirkung der Kräuter, auf denen sie immer rumkauen. Viele der bestellten Tabakpäckchen werden auch nicht für Zigaretten sondern eben zum drauf rumkauen verwendet! Schrecklich finde ich die Ernährung, besonders bei den Kindern.. nur Lollies, Pommes und Chips! Und wenn eines der Kinder doch mal eine Orange will, sind die Zigaretten der Mutter wichtiger... Aber man kann ihnen ja nicht vorschreiben, gesunde Sachen zu Essen. Sie mögen auch zum Beispiel kein Mehrkorntoast, nur Weizenbrot wird gekauft. Sonnie hat jetzt angefangen, für die Abos fertige Mahlzeiten zu kochen, das ist dann Rindfleisch oder Hühnchen mit Kartoffelbrei, Erbsen und Kürbis – das mögen sie! Und da hat man beim verkauf auch ein besseres Gewissen – das ist nämlich gesund! Nur halt auch wieder mit viel mehr Aufwand für die liebe Sonnie verbunden, sie muss sich sowieso schon immer um viel zu viele Dinge kümmern!

Sonnie hat den Shop gerade erst übernommen, als ich ankam. Sie muss sich genau so in die meisten Dinge einfinden, wie ich. Dann muss sie sich noch um frisches Essen für den Shop, neue Ware, Benzin, die Ernährung ihrer Familie und von Billy, unserem Arbeiter, die Versicherungen, die Rechnungen, den Strom, das Saubermachen und viiiiieles mehr kümmern. Da kann man schon mal verrückt werden! Sonnie rennt eigentlich den ganzen Tag nur von A über C, D, E, F, G und H bis sie endlich bei B ankommt – verwirrend. Niki und Mim haben den Shop weitesgehend gemanaged und ich versuche so viel wie möglich davon zu lernen, damit Sonnie nicht alles machen muss. Dinge wie Bestellungen machen oder den Shop in einigen Aspekten auf Vordermann zu bringen machen mir auch unheimlich Spaß, deshalb war es für mich viel mehr interessant als lästig, die eine oder andre Stunde länger auf der Arbeit zu verbringen – auch wenn ich eigentlich nach Regeln nur 4-6 Stunden arbeiten sollte. Meistens sind es 8. Dafür bekommen man aber auch gute Gegenleistungen, wie Abendessen bei Sonnie mit einem göttlichen Roast Beef und einem.. oder zwei Gläschen Wein. Außerdem haben wir Backpacker den Shop-Ute zur Verfügung. Damit können wir zum Beispiel mal Abends zum nahe gelegenen Tower Rock fahren und dort den Sonnenuntergag anschauen – wunderschön! Dort befindet sich das Familiengrab von Charlie und einige Gesteinsberge, die man besteigen und den Sonnenuntergang von oben ansehen kann. Wir hatten einen wunderschönen Ausblick auf das grüne Land und die roten Steine, einfach der Wahnsinn! Leider gibt es da draußen auch eine unendliche Anzahl an Fliegen, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen... Müsste ich eigentlich mal ein Video machen! Das Outback überrascht mich jedenfalls jedes Mal wieder mit seiner unglaublichen Schönheit!!! Dagegen kann man nichts sagen und es gibt diesen Charme nirgendwo anders auf der Welt. Auf dem Weg von Darwin hier her habe ich mich auch sofort wieder zuhause gefühlt, als ich den ersten roten Sand auftauchen sehen habe. :) Ich bin so glücklich, dass ich den Rest meiner Zeit hier in Mount Swan verbringen darf!
Sonnenuntergang von Tower Rock aus
Aufstieg ähnlich wie beim Uluru! ;)
Unser kleiner Dusty ;)
meine beiden Mäuse :D
mit Mim(die kleine) und Niki(die große) :D




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen