Nach einer Weile kehrte dann Routine
ein, ich übernahm mehr und mehr das Kochen, irgendwann war ich
komplett dafür zuständig. Die meisten Dinge tat ich ohne
Anweisungen, ich kannte meine Aufgaben und obwohl sie nicht spannend
waren gefiel mir der Job. Die Farm ist echt ein wunderschöner Ort
mit all den Tieren und der friedlichen Ruhe oder den entfernten
Maschinen- und Motorengeräuschen draußen bei den Sheds. Dann kamen
alle zum Essen – meine einzige Zeit, in der ich ein wenig
Konversation betreiben konnte. Danach wieder sauber machen und
zwischendurch immer rumrennen, Garten wässern und ab und zu kam noch
eine Zusatzaufgabe dazu.
Mit den Leuten habe ich mich auch immer
besser verstanden, die Jungs waren nett und lustig und Kat war sehr
hilfsbereit und lieb zu mir, Anna war zwar sehr streng und genau aber
sie konnte sogar auch manchmal freundlich sein.
Zwei mal konnte ich sogar bei Chris im
Ute mit auf die Felder fahren und die großen Rinder sehen. Er musste
die Wasserpumpen starten/reparieren oder die Tiere füttern. Mit
Chris verstand ich mich sowieso super und das bot mir eine klasse
Gelegenheit, um die Farm mal ein bisschen von ihrer wilderen Seite zu
sehen (nicht nur immer die Küche). Die Landschaft war außerdem um
Ammaroo auch sehr schön und nun konnte ich wenigstens einen winzigen
Teil davon mal sehen, Ammaroo besitzt ja wirklich riesige
Weideflächen.
In der Nähe gibt es auch ein paar
Abo-Gemeinschaften. Die kommen dann immer mit ihren Autos angedüst
und kaufen alles Mögliche in Annas Shop. Zu meist durch
Regierungsgeld, das bekommen sie jede Woche (es darf aber nicht für
Alkohol und Zigaretten ausgegeben werden). Die kleinen Kinder sind
immer so süß mit ihren wuschligen Haaren und den großen braunen
Kulleraugen. An die Anwesenheit von ihnen habe ich mich aber noch
nicht gewöhnt, ich habe dann doch ziemlich großen Respekt.
Ich hatte einige sehr schöne Wochen
auf der Farm, David gefiel es aber nicht so. Er beschloss, nach 5
Wochen weiter nach Darwin zu fahren. Ich wollte aber noch mehr Geld
verdienen und die Farm gefiel mir sehr gut wir beschlossen daher,
dass wir uns auch trennen. Das war nicht einfach, aber da wir sowieso
unsere Differenzen gehabt hatten, entschlossen wir uns dazu, dass es
das bessere für alle wäre und man kann sich ja danach immer noch
irgendwo treffen!
Als der Tag dann da war, war es schon
echt schrecklich für uns beide. Ich habe es bis zum letzten Tag
total verdängt und wollte es nicht wahrhaben. Als David dann echt
Sachen gepackt hat fiel es mir dann ein bisschen wie Schuppen von den
Augen. Unser Abschied war echt tränenreich. Eigentlich wollten wir
auch noch ein Abschiedsfoto haben, aber das wäre dann nicht so
hübsch geworden, deshalb haben wir es gelassen. Es war wirklich
furchtbar. Irgendwann ist er dann gefahren. Und dann stand ich da.
Ganz alleine :( Das war äußerst komisch für mich, hab mich echt
verlassen gefühlt. David hatte mir zum Abschied noch ein kleines
Stück Holz gegeben. Er hatte aus einem kleinen Stock drei Teile
geschnitzt, die zusammen passten. Eins für Lisa, eins für ihn, eins
für mich. Süß. Das war jetzt alles, was mir erst mal blieb. Neben
vielen schönen und auch schwierigen Erinnerungen.
Das Leben geht weiter, die nächsten
Tage hatte ich nicht die beste Laune, aber es ging dann langsam wider
bergauf. Allerdings wurden die letzten Wochen zunehmend stressig, wir
bekamen noch einen Mann dazu, der neue Sheds baute (Pete, ca. 50),
zwei Engländer die die Welt mit ihrem Fahrrad bereisten (Chris und
Richard, ca. 24) und noch zwei Station Hands aus Melbourne (Tim –
rund 45; Matt, 19). Das bedeutete für mich eine Menge mehr Arbeit.
Sowohl mit dem Saubermachen als auch mit dem Kochen. Häuser mussten
hergerichtet werden und der Garten auf Vordermann gebracht werden.
Die anderen hatten mit dem Cattle auch alle Hände voll zu tun und
waren den ganzen Tag unterwegs.
Die letzten Tage vergingen dann auch
sehr schnell und schwups war der 25. da. Mein Abschiedsdatum. Es
fiel mir schwer, meine Umgebung loszulassen, weil ich alles sehr sehr
liebgewonnen hatte, besonders meine gesamte Jungstruppe. Die waren
leider auch gar nicht alle da, ich konnte eigentlich nicht mal der
Hälfte richtig Tschüss sagen. Anna fuhr mich nach Alice Springs,
das war ein bisschen komisch, weil sie ja so eine strenge Person ist,
sie plaudert nicht wirklich mit einem. Der Abschied von ihr fiel mir
nicht schwer, ich hatte am Ende noch mitbekommen, dass da Einiges
hinter meinem Rücken ablief, wovon ich gar nicht begeistert war.
Letztendlich ist Ammaroo ein wundervoller Ort gewesen aber s waren
einfach die falschen Besitzer für eine ausschließlich schöne Zeit
gewesen. Ich habe meinen Job meist genossen aber ich würde ihn nicht
weiterempfehlen. Auf Ammaroo wird viel zu viel gefordert und erwartet
und viel zu wenig gegeben. Wenn mal ein wenig mehr Arbeit in die
Beschäftigten gesteckt werden würde müssten Sie sich auch nicht
jeden Monat neues Personal suchen. Aber das wird wohl immer so
blieben wie jetzt und dann ist es auch nicht die Schuld von
irgendwelchen Backpackern, dass man dort nie vollständig zur
Zufriedenheit von Anna und Stuart arbeiten kann. Für mich war es
noch einige Zeit schwierig mit Ammaroo abzuschließen, ich habe dort
wirklich eine krasse Zeit gehabt und bis an meine Grenzen gearbeitet.
Leider wurde ich am Ende doch enttäuscht davon, wie ich am Ende
belohnt wurde und das geht mir immer noch gegen den Strich – aber
nun ja, es ist jetzt eben so. Ammaroo hat ja auch eine gute Seite für
mich gehabt die ich niemals vergessen werde!
(Ein paar der folgenden Bilder sind von Kat)
Einer von Stuarts Trucks |
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Kat und ich |