Montag, 19. August 2013

The Australian Cattle Station


Nach einer Weile kehrte dann Routine ein, ich übernahm mehr und mehr das Kochen, irgendwann war ich komplett dafür zuständig. Die meisten Dinge tat ich ohne Anweisungen, ich kannte meine Aufgaben und obwohl sie nicht spannend waren gefiel mir der Job. Die Farm ist echt ein wunderschöner Ort mit all den Tieren und der friedlichen Ruhe oder den entfernten Maschinen- und Motorengeräuschen draußen bei den Sheds. Dann kamen alle zum Essen – meine einzige Zeit, in der ich ein wenig Konversation betreiben konnte. Danach wieder sauber machen und zwischendurch immer rumrennen, Garten wässern und ab und zu kam noch eine Zusatzaufgabe dazu.
Mit den Leuten habe ich mich auch immer besser verstanden, die Jungs waren nett und lustig und Kat war sehr hilfsbereit und lieb zu mir, Anna war zwar sehr streng und genau aber sie konnte sogar auch manchmal freundlich sein.
Zwei mal konnte ich sogar bei Chris im Ute mit auf die Felder fahren und die großen Rinder sehen. Er musste die Wasserpumpen starten/reparieren oder die Tiere füttern. Mit Chris verstand ich mich sowieso super und das bot mir eine klasse Gelegenheit, um die Farm mal ein bisschen von ihrer wilderen Seite zu sehen (nicht nur immer die Küche). Die Landschaft war außerdem um Ammaroo auch sehr schön und nun konnte ich wenigstens einen winzigen Teil davon mal sehen, Ammaroo besitzt ja wirklich riesige Weideflächen.
In der Nähe gibt es auch ein paar Abo-Gemeinschaften. Die kommen dann immer mit ihren Autos angedüst und kaufen alles Mögliche in Annas Shop. Zu meist durch Regierungsgeld, das bekommen sie jede Woche (es darf aber nicht für Alkohol und Zigaretten ausgegeben werden). Die kleinen Kinder sind immer so süß mit ihren wuschligen Haaren und den großen braunen Kulleraugen. An die Anwesenheit von ihnen habe ich mich aber noch nicht gewöhnt, ich habe dann doch ziemlich großen Respekt.
Ich hatte einige sehr schöne Wochen auf der Farm, David gefiel es aber nicht so. Er beschloss, nach 5 Wochen weiter nach Darwin zu fahren. Ich wollte aber noch mehr Geld verdienen und die Farm gefiel mir sehr gut wir beschlossen daher, dass wir uns auch trennen. Das war nicht einfach, aber da wir sowieso unsere Differenzen gehabt hatten, entschlossen wir uns dazu, dass es das bessere für alle wäre und man kann sich ja danach immer noch irgendwo treffen!
Als der Tag dann da war, war es schon echt schrecklich für uns beide. Ich habe es bis zum letzten Tag total verdängt und wollte es nicht wahrhaben. Als David dann echt Sachen gepackt hat fiel es mir dann ein bisschen wie Schuppen von den Augen. Unser Abschied war echt tränenreich. Eigentlich wollten wir auch noch ein Abschiedsfoto haben, aber das wäre dann nicht so hübsch geworden, deshalb haben wir es gelassen. Es war wirklich furchtbar. Irgendwann ist er dann gefahren. Und dann stand ich da. Ganz alleine :( Das war äußerst komisch für mich, hab mich echt verlassen gefühlt. David hatte mir zum Abschied noch ein kleines Stück Holz gegeben. Er hatte aus einem kleinen Stock drei Teile geschnitzt, die zusammen passten. Eins für Lisa, eins für ihn, eins für mich. Süß. Das war jetzt alles, was mir erst mal blieb. Neben vielen schönen und auch schwierigen Erinnerungen.
Das Leben geht weiter, die nächsten Tage hatte ich nicht die beste Laune, aber es ging dann langsam wider bergauf. Allerdings wurden die letzten Wochen zunehmend stressig, wir bekamen noch einen Mann dazu, der neue Sheds baute (Pete, ca. 50), zwei Engländer die die Welt mit ihrem Fahrrad bereisten (Chris und Richard, ca. 24) und noch zwei Station Hands aus Melbourne (Tim – rund 45; Matt, 19). Das bedeutete für mich eine Menge mehr Arbeit. Sowohl mit dem Saubermachen als auch mit dem Kochen. Häuser mussten hergerichtet werden und der Garten auf Vordermann gebracht werden. Die anderen hatten mit dem Cattle auch alle Hände voll zu tun und waren den ganzen Tag unterwegs.
Die letzten Tage vergingen dann auch sehr schnell und schwups war der 25. da. Mein Abschiedsdatum. Es fiel mir schwer, meine Umgebung loszulassen, weil ich alles sehr sehr liebgewonnen hatte, besonders meine gesamte Jungstruppe. Die waren leider auch gar nicht alle da, ich konnte eigentlich nicht mal der Hälfte richtig Tschüss sagen. Anna fuhr mich nach Alice Springs, das war ein bisschen komisch, weil sie ja so eine strenge Person ist, sie plaudert nicht wirklich mit einem. Der Abschied von ihr fiel mir nicht schwer, ich hatte am Ende noch mitbekommen, dass da Einiges hinter meinem Rücken ablief, wovon ich gar nicht begeistert war. Letztendlich ist Ammaroo ein wundervoller Ort gewesen aber s waren einfach die falschen Besitzer für eine ausschließlich schöne Zeit gewesen. Ich habe meinen Job meist genossen aber ich würde ihn nicht weiterempfehlen. Auf Ammaroo wird viel zu viel gefordert und erwartet und viel zu wenig gegeben. Wenn mal ein wenig mehr Arbeit in die Beschäftigten gesteckt werden würde müssten Sie sich auch nicht jeden Monat neues Personal suchen. Aber das wird wohl immer so blieben wie jetzt und dann ist es auch nicht die Schuld von irgendwelchen Backpackern, dass man dort nie vollständig zur Zufriedenheit von Anna und Stuart arbeiten kann. Für mich war es noch einige Zeit schwierig mit Ammaroo abzuschließen, ich habe dort wirklich eine krasse Zeit gehabt und bis an meine Grenzen gearbeitet. Leider wurde ich am Ende doch enttäuscht davon, wie ich am Ende belohnt wurde und das geht mir immer noch gegen den Strich – aber nun ja, es ist jetzt eben so. Ammaroo hat ja auch eine gute Seite für mich gehabt die ich niemals vergessen werde! 
(Ein paar der folgenden Bilder sind von Kat)


Einer von Stuarts Trucks
 

Wenn es regnet wird die Wüste grün
Cattlework
Cattle treiben
Kat und ich

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